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Max Klammler
Koordinator und Krippenführer
Krippenmuseum am Birglhof“

Wie alles begann:
Höhle statt Kirche und Palast

Liebe Krippenfreunde,
als in der Christnacht des Jahres 1223 Männer und Frauen mit Kerzen und Fackeln durch den Schnee stapften, um in einer Höhle in Creccio im Rietital den Weihnachtsgottesdienst zu feiern, dachte wohl niemand daran, dass dies der Auslöser für ein weltweit beliebtes Brauchtum werden würde. Kein Geringerer als der heilige Franziskus hatte zu dieser Feier eingeladen – mit der Idee, den Menschen anhand einer lebensgroßen Weihnachtskrippe die Menschwerdung Gottes so anschaulich wie möglich vor Augen zu führen.

Eigentlich enthielt diese erste Weihnachtskrippe nichts weiter als einen lebenden Ochsen und einen Esel, dazu einige Schafe und eine Puppe als Jesuskindlein. Über der Futterkrippe legte Franziskus dem versammelten Volk mit einfühlsamen Worten die Geburt des armen Königs ergreifend aus. Der Wald war erfüllt mit Stimmen von Menschen und Tieren, schildert es später der Biograf, in den Felsen erklangen freudige Lieder und nach tief berührenden Stunden kehrte ein jeder in seliger Freude nach Hause zurück.

Franziskus provozierte mit dieser Feier Assisis Bürgerschaft. Nicht im Prachtdom San Rufino, der neuen Kathedrale für den Weltenherrscher, zelebrierte er sein Fest, sondern draußen vor den Toren bei den einfachen Menschen. Es ging um die Frage, wem sich Gott bevorzugt zuwendet. Während Städte wie Assisi eben ihre bürgerliche Freiheit erkämpft und den staufischen Fürsten verjagt hatte, blieb die Landbevölkerung außerhalb der Stadtmauern größtenteils leibeigen und wurde von den Städtern verächtlich als kulturlos eingestuft.

Doch gerade diesen Randgruppen draußen vor den Toren wandte sich Franziskus zu, feierte mit ihnen zwischen Herdentieren auf Heu und Stroh in einer Felsenhöhle, während weit hinten in der Talebene in der Stadt Rieti der adelige Bischof rauschend das Geburtsfest Gottes pontifikal im Palast zelebrierte.

„Ich möchte so greifbar als möglich mit leiblichen Augen schauen, was Gott in jenem Kind, das in Bethlehem geboren ist, riskiert hat, um Menschen seine Nähe zu zeigen“, schildert der Biograf später die Motivation des Heiligen. Und das ist ihm eindrucksvoll gelungen. Franziskus erweckte das Jesuskind in den Augen des Volkes damit zu „neuem Leben“.

Von dieser Stunde an, so sagt es zumindest die Legende, begannen die Menschen, das Geburtsfest des Gottessohnes plastisch darzustellen und eine immer weiter ausufernde Krippenkultur setzte ein. Die Kompositionen wurden ständig durch weitere Figuren ergänzt, inkulturiert und weltweit mit speziellen Eigenheiten versehen.

Das Krippenmuseum am Birglhof versucht in der heurigen Ausstellung, einen kleinen Querschnitt über dieses Ereignis und über 800 Jahre Krippengeschichte aufzuzeigen. Besuchen Sie uns und lassen Sie sich von der Kraft des heiligen Franziskus und der Vielfalt der Krippenlandschaft verzaubern.

Kontakt:
max.klammler@gmx.at

Fresko in der Höhle, in der Franziskus mit seinen Brüdern 1223 das erste Weihnachtsfest mit einer Krippe feierte. Das Fresko, Giotto-Schule aus dem 14. Jahrhundert, zeigt rechts die Geburt im Stall von Bethlehem, links wie Franziskus, vor dem Kind knieend, mit Würdenträgern feiert.

 

Kooperation mit Burgenland:
Hat der Storch das Jesuskind gebracht?

Seit mehreren Jahren pflegt das Krippenmuseum am Birglhof eine gute, freundschaftliche Beziehung mit den „Krippenfreunden Frauenkirchen“ im Seewinkel mit gegenseitigen Besuchen. So hat die eigens kreierte „Seewinkelkrippe“ für große Aufmerksamkeit gesorgt. Julius und Ingrid Kiss, Besitzer der Kreativwerkstatt „Gschickt sein“, in der der Krippenbauverein untergebracht ist, haben diese Krippe im burgenländischen Stil mit ausschließlich pannonischen Merkmalen exklusiv für das Krippenmuseum Birglhof geschaffen. Diese so gelungene Auftragsarbeit hat den Verein auch dazu animiert, sich vermehrt einem lokalen Krippenstil zuzuwenden.

So ist im heurigen Jahr eine weitere faszinierende Krippe in pannonischer Machart dazugekommen, die sogenannte „Storchenkrippe“. Großmeister Walter Sieberer hat sie detailreich und einfühlsam gestaltet, von der Künstlerin Ingrid Kiss stammen die dazugehörigen Figuren, sämtliche handmodelliert und in Seewinkler Tracht gekleidet. Eine Krippe zum Staunen und Schmunzeln, sitzt auf dem Krippendach pikanterweise nicht wie üblich ein Engel sondern ein Storchenpaar. Der stattliche Ochse ist ein prächtiges Exemplar eines ungarischen Steppenrindes und Maria ist selbstverständlich in Kleider im Blaudruckverfahren gehüllt.

Zu bewundern ist diese einmalige Krippe erstmals in der heurigen Weihnachtsausstellung.

Storchenkrippe aus dem Seewinkel im pannonischen Stil.

 

Vorgestellt:
Karl Almer – einer unserer wichtigsten Mitarbeiter

Karl Almer bei der Übergabe der Franziskus-Figur.

Er bezeichnet sich selbst als Kulmlandmaler und wohnt mit seiner Familie in Rohrbach am Kulm. Das Wort „Pilger“ würde seinen Charakter aber besser treffen. Denn Karl Almer ist einer, der ständig unterwegs ist. In seinen Gedanken, mit seinen Ideen und Plänen und auch physisch auf seinen langen Pilgerreisen auf dem Jakobsweg oder nach Rom.

Seit mehreren Jahren ist er unverzichtbarer und eifriger Mitarbeiter im Krippenmuseum am Birglhof, der Mann für heikle und spezielle Aufgaben. Die Restauration von Heiligen- und Krippenfiguren sowie Kruzifixen liegt dem tiefgläubigen Karl dabei besonders am Herzen. Für die heurige Ausstellung hat er quasi als „Intrada“ die lebensgroße Bretterkrippenfigur des Heiligen Franziskus bemalt. Und wer wäre prädestinierter für diese Aufgabe als er: Hat er doch im Vorjahr eine 46-tägige Pilgerreise auf den Spuren des großen Heiligen von zu Hause bis nach Assisi und Rom gemacht – alles zu Fuß, wohlgemerkt! Das einsame Pilgern in der Natur, fernab der Tourismuswege ist für ihn wie eine Droge: „Man beginnt, die Welt und sich selbst mit anderen Augen zu sehen. Und es ist faszinierend, wie präsent Franziskus auf der ganzen Tour zu neuem Leben erwacht“, schreibt er in seinem Buch. Diese Leidenschaft für Religion und Pilgerschaft zeigt sich auch eindrucksvoll in den Werken, die im Krippenmuseum zu bewundern sind.

(Mehr über Karl Almer unter: www.kulmlandmaler.at)

 

 

Muschelkrippen aus Kroatien:
Marija Golub und ihr unglaubliches Werk

Das Krippenmuseum am Birglhof ist stolz darauf, im Besitz einer umfassenden und zauberhaften Muschelkrippensammlung zu sein, die weltweit einzigartig nur hier zu bewundern ist. Anlässlich einer Ausstellungsbeteiligung in Kroatien entstanden im Jahr 2015 die ersten Kontakte mit der kroatischen Künstlerin Marija Golub, im Zivilberuf Buchhalterin. Sie kreierte erstmals eine Weihnachtskrippe aus Meeresmuscheln. In den folgenden Jahren schuf sie einen komplexen Kreuzweg mit 15 Stationen, welcher schon mehrmals bei den Osterkrippenausstellungen gezeigt wurde und für große Begeisterung sorgte.

Alle ihre Krippen sind ausschließlich aus unbehandelten Meeresmuscheln und -Schnecken gefertigt und mit akribischer Sorgfalt zusammengefügt. Durch diese maritimen Materialien kann man sie völlig zu Recht auch als „Naturkrippen“ bezeichnen.

„Nach acht bis zehn Stunden im Büro setze ich mich fast jeden Abend zu Hause hin und arbeite mindestens vier Stunden an meinen Krippen-Arrangements. Und an den Wochenenden fahre ich oft ans Meer, um Materialnachschub zu besorgen“, erzählt die begnadete Künstlerin. Dass sich ihr Stil und die Perfektion der Ausführung dabei von Jahr zu Jahr immer noch steigern, ist unübersehbar.

Im heurigen Jahr ist sie wahrlich über sich hinausgewachsen. Nach intensivem Studium der Franziskus-Thematik hat sie in monatelanger Arbeit einen atemberaubenden siebenteiligen Zyklus vom Leben des berühmten Heiligen gefertigt, der allein es sich verdient, die Ausstellung zu besuchen.

Marija Golub (Mitte) mit ihren Freundinnen aus Kroatien bei der Aufstellung der Franziskus-Serie am Birglhof.